Steirer des Tages Bergretter: Sie nennen ihn „Spürhund“

Josef Hausegger hat einen sechsten Sinn, wenn es um das Auffinden von Personen geht. Seine Kollegen nennen ihn liebevoll „Spürhund“. Für ihn ist es einfach nur Glück.

Von Katharina Pillmayr (Kleine Zeitung) | 16. September 2017

 

Eine Mittfünfzigerin, die von einem Wetterumschwung im Winter überrascht wurde und die Orientierung verloren hatte. Ein älterer Mann, der sich beim Wandern im Bereich des Peterriegels verlaufen hatte und seine Frau nicht mehr finden konnte. Und ein Ehepaar um die 70, das sich erst am Donnerstag beim Schwammerlsuchen auf dem Reinischkogel aus den Augen verloren hatte. Dass alle drei Suchaktionen glimpflich ausgegangen sind und sich die Betroffenen wieder in die Arme schließen konnten, ist vor allem einem zu verdanken: Josef Hausegger.

Kleinigkeiten können bei der Suche helfen

Seit mehr als 40 Jahren ist er aktiver Bergretter bei der Ortsstelle in Voitsberg – und hat im Laufe der Zeit ein besonderes Gespür entwickelt, um Abgängige im alpinen Gelände wiederzufinden. „Es ist viel Glück dabei“, sagt der 65-Jährige bescheiden, beinahe verlegen. „Man muss den Angehörigen nur genau zuhören und ihnen das Gefühl geben, dass man sie ernst nimmt. In vielen Fällen sind es Kleinigkeiten, die bei der Suche weiterhelfen“, erklärt der gelernte Dreher, der die weststeirische Bergwelt wie seine Westentasche kennt.

Seine Kameraden von der Ortsstelle Voitsberg, die er in ihrer heutigen Form mitaufgebaut hat, haben ihn Spitznamen „Spürhund“ gegeben. „Am liebsten gehe ich mit dir ins Gelände. Jedes Mal wenn du raus kommst, bringst du die Leute mit“, habe ein Kollege einmal zu ihm gesagt. Wenn Hausegger das erzählt, kann er nur lachen. Allzu prätentiöses Auftreten widerstrebt ihm.

Prägende Erlebnisse

Seit Jahrzehnten stellt er sich in den Dienst der Allgemeinheit. Geht ein Notruf ein, ist er zur Stelle, um Menschen zu bergen. Auch wenn er seit 2010 in Pension ist. Geprägt hat ihn ein Erlebnis als junger Mann, nachdem ein Bergführer in den Julischen Alpen in der Gruppe vor ihm tödlich verunglückt war. Die Zahl der Einsätze, die er erlebt hat, kann er unmöglich beziffern. Nur eines weiß er – und dafür ist er dankbar: „Man ist jedes Mal angespannt, wenn man ins Gelände geht. Gott sei Dank ist nie jemandem etwas Schlimmeres passiert.“ Natürlich hat es traurige Momente gegeben, die den Bergretter bis heute beschäftigen und nicht loslassen wollen.

Von diesem Glücksgefühl der Leute zehrt man.

Josef Hausegger, Bergretter

Er konzentriert sich auf die schönen. „Wenn man sieht, wie dankbar die Leute sind, nachdem man sie gefunden oder zu ihren Angehören gebracht hat, schlottern bei manchen vor lauter Aufregung und Freude die Knie, ihre Stimmen versagen und sie fallen sich um den Hals. Von diesem Glücksgefühl der Leute zehrt man“, erzählt der Retter.

Bei jedem seiner Einsätze muss er abwägen und Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die auf Hauseggers jahrzehntelanger Erfahrung basieren – und auf seinem feinen Spürsinn, den er lieber als einfaches „Glück“ bezeichnet.

Zur Person

Josef Hausegger (65) ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Ligist. Bis zu seiner Pensionierung 2010 war er hauptberuflich als Dreher tätig.

Vor mehr als 40 Jahren hatte er seinen ersten Einsatz bei der Voitsberger Bergrettung.

Seine Hobbies sind neben dem Berggehen das Tennisspielen und das Skifahren.